Ein entscheidender Schritt weg von der traditionellen Thematisierung der Kunst ist die Infragestellung des seit Plato selbstverständlich gewordenen Ansatzes, Kunst sei Bild der Wirklichkeit, etwas, was zur Wirklichkeit hinzukommt. Was Plato an der Malerei exemplifiziert hatte, übertrug er auch auf die Dichtung, so daß die Bildvorstellung in der Folge Einzug in die Interpretation der anderen Kunstgattungen halten konnte. Das Verlassen dieser Bildvorstellung ermöglicht es, den Blick verstärkt auf die Besonderheiten der einzelnen Künste zu lenken und auch ihre unterschiedliche Rolle in den verschiedenen Epochen zu sehen. Die Kunst, das sind die Künste.

Die Kritik des mimetischen Ansatzes erfolgt ausdrücklich bei Schelling, deswegen steht er am Anfang der Darstellung. Nietzsches bevorzugtes Paradigma der Kunst (im Frühwerk) ist das Theater, die Dichtung. Kant schließlich hilft bei der Frage, was das Spiel der Kunst mit dem Ernst der Welt zu tun haben könnte.
Die verschiedenen Zugänge zur Kunst stehen z. T. konträr zueinander. Das Studium der Fragen allerdings, die sich Schelling, Nietzsche und Kant im Zusammenspiel von lebendiger Kunsterfahrung mit der Überlieferung philosophischer Grundthemen gestellt haben, bringt den Antagonismus dieser Leitbilder ins Schwanken, es wird ihr Zusammenhang sichtbar. Zunächst schon bei Schelling: Was uns als Mimesis erscheint, ist der Endstatus eines Weges, der anders als abbildend beginnt. Und: Was uns zu Recht als Schöpferisch erscheint, das gründet selbst in einer Erinnerung.